Bericht über die Ereignisse im „Two California Plaza“ am letzten Adventswochenende des Jahres 2003

 

Am Freitag, dem 19.12.2003 beauftragte mich mein Chef Li, der Leiter der Kampfsportschule „Hong Binh“, nach der Arbeit für ihn zu einem Kollegen im „Two California Plaza“ zu gehen. Leng leitete eine Kampfsportschule in der 16. Etage des Gebäudes und ich sollte bei ihm die Schriftrollen abholen, mit denen Li die Wände unserer Übungsräume schmücken wollte. Gegen 21 Uhr kam ich mit der U–Bahn unter dem Gebäude an und fuhr mit dem Aufzug in die 16. Etage. Leng begrüßte mich freundlich und wir beschlossen, zusammen noch einen Kaffee zu trinken. Wir fuhren also in die 8. Etage in die Cafeteria des Omni–Hotels und da es schon so spät war, waren wir die einzigen Gäste dort. Wir bestellten uns am Automaten zwei Kaffee und setzten uns an einen Tisch am Fenster. Außer uns und einer osteuropäischen Putzfrau, die den Boden wischte, war wirklich keiner zu sehen. Wir unterhielten uns über die verschiedenen Kurse an unseren Schulen und sprachen über meine Erlebnisse im Shaolin–Kloster in den Song Shan–Bergen in China, wo ich 6 Jahre lang gelebt habe. Meine Großeltern waren 1920 nach Amerika ausgewandert und hatten ihre Kinder und Enkelkinder jeweils für einen Teil ihrer Ausbildung zurück nach China geschickt, damit unsere Kultur und Lebensweise nicht vergessen wird.

 

Während unserer Unterhaltung betraten zwei Männer das Café. Der eine sah aus wie ein Italiener. Ein recht großer, dunkelhaariger Mann in einem teuren Anzug. Er war in Begleitung eines Mannes in einem ebenfalls teuer aussehenden Anzug, dessen etwa 10 cm langen blonden Haare an den Spitzen noch zusätzlich blondiert waren und der jede Menge Haargel benutzt hatte, um seine Frisur zu stylen. Die beiden setzten sich an einen Tisch, der nicht weit von unserem entfernt war. Der italienisch aussehende Typ zog nach kurzer Zeit ein Handy hervor und ging in Richtung der Toiletten. Leng entschuldigte sich ebenfalls und suchte die Toiletten auf. Während ich gelangweilt dasaß, betrat ein recht auffälliger Mann die Cafeteria. Er trug einen langen Trenchcoat, ausgetretene Stiefel und ein Kopftuch über seinen langen, blond gefärbten Dreadlocks. Vom Aussehen her tippte ich darauf, dass er aus Jamaika stammen könnte. Auf seiner Schulter saß ein Papagei. Der Jamaikaner sah recht hilflos aus. Der Mann mit der komischen Frisur sagte ihm, dass man hier sehr gut einen Iced Mocca oder irgendwas in der Art trinken könnte. Daraufhin bestellte der Typ einen Kaffee und einen dieser Iced Moccas. Er probierte und bedankte sich für den Tipp. Während er noch an dem Kaffeeautomaten stand, passierte etwas Seltsames: ich hörte aus dem Kaffeeautomaten eine Stimme, die mir sagte, ich hätte hier eine Aufgabe zu erledigen. Ich müsse sie aufhalten. Es sei sehr wichtig, um Schlimmeres zu verhindern. Ich war mir nicht sicher, ob nur ich die Stimme gehört hatte oder ob sie für alle vernehmlich aus dem Automaten gekommen war. Die anderen beiden zeigten aber keine Reaktion und ich nahm an, dass ich mir den Vorfall nur eingebildet hatte.

 

Plötzlich rastete der Jamaikaner jedoch aus. Erst wußte ich nicht, was los war, aber dann sah ich die Putzfrau: sie hatte plötzlich nur noch strähnige Haare und ein riesengroßes, rotes Auge. Das andere Auge schien nicht mehr vorhanden zu sein und ihr Gesicht schien teilweise schon verwest zu sein. Es fehlte stellenweise die Haut und sie sah aus wie ein Zombie aus einem dieser amerikanischen Horrorfilme. Der Mann mit dem Papagei schrie, wir müßten die Zombie–Putze töten und zog unter seinem Trenchcoat eine Maschinenpistole oder etwas in der Art hervor. Er fing an, auf die Putzfrau zu schießen und rief zu uns herüber, wir sollten ihm zu Hilfe kommen. Mit einem Blick nach rechts konnte ich feststellen, dass der Mann mit der eigenartigen Frisur schon unter seinem Tisch verschwunden war und die Tischdecke bis auf den Boden herab gezogen hatte, so dass von ihm nichts mehr zu sehen war. Ich sprang auf und lief zu dem Jamaikaner. Er feuerte immer noch auf die Zombie–Frau, der aber die Schüsse nichts auszumachen schienen. Sie stand inzwischen vor dem Aufzug und hatte auch schon auf den Knopf gedrückt, um einen Fahrstuhl anzufordern.

Ich war recht hilflos, denn solange der Papageienmann wild drauf los ballerte, konnte ich nicht versuchen, sie mittels Kung Fu–Tritten außer Gefecht zu setzen. Endlich war das Magazin der Waffe leer und der Mann war gezwungen, das Feuer einzustellen. „He, sie“, rief ich die Frau an, „was ist mit ihnen los?“ Die Frau antwortete jedoch nicht, sondern wartete weiterhin auf den Aufzug. „Ich warne sie“, versuchte ich es noch einmal, “ich sehe mich gezwungen, sie anzugreifen.“ Ich setzte zum Sprung an und war mit drei Flic Flacs bei der Putzfrau angekommen. In einem letzten Sprung setzte ich über sie hinweg, gerade als sie in den inzwischen angekommenen Aufzug gehen wollte. Mit aller Kraft trat ich ihr unters Kinn, um sie bewußtlos zu machen, die Putzfrau zeigte jedoch, obwohl ich alle meine Kraft in diesen Tritt gelegt hatte, keinerlei Reaktion und schubste mich zur Seite, was ich auch ohne Gegenwehr geschehen ließ, da mich inzwischen die nackte Angst gepackt hatte. Die Putzfrau schob ihren Wagen in den Aufzug und die Türen schlossen sich hinter ihr.

„Ey, das war ´ne Zombie–Putze! Voll krass. Ich wußte immer, dass es sie wirklich gibt. Wir müssen hinter ihr her! Wir müssen sie vernichten!“ Der Jamaikaner war total außer sich. Ich ging zu ihm und stellte mich vor: „Gestatten, ich bin Ka Dho.“ Ich reichte ihm meine Hand und deutete eine kleine Verbeugung an. „Hi, ich bin Skorbut“, sagte er und zeigte beim Lächeln eine Reihe recht unansehnlicher Zähne. Sein Trenchcoat war offen und ich sah, dass er außer der Waffe, mit der er gerade geschossen hatte, noch ein Entermesser und eine Pumpgun oder so etwas bei sich hatte. Der Kerl war aus irgendeinem Grund bis an die Zähne bewaffnet! Sein Vogel krächzte etwas, dass sich wie „Zombieputze“ anhörte. In diesem Moment fiel mir der Mann, der unter den Tisch gekrochen war, wieder ein. Ich ging auf den Tisch zu und konnte gerade noch sehen, wie sich ein Augenpaar, dass an der Seite neben der nun bis auf den Boden reichenden Tischdecke vorbeigeschielt hatte, sich schnell wieder hinter dem Tischtuch versteckte. „Guten Abend, ich bin Ka Dho“, stellte ich mich nun auch dem Feigling vor. Er kam unter dem Tisch hervor gekrochen und nippte  an seinem Iced Mocca. „Sehr erfreut, ich bin Sir James Jeremy Jennson, der Erste“, stellte er sich vor. „Haben sie mitbekommen, was hier gerade vor sich ging?“, fragte ich ihn. Er nickte schuldbewußt. „Und ich habe eine Stimme aus dem Kaffeeautomaten gehört.“ „Ich auch“, sagte ich erleichtert. Ich war also doch nicht verrückt und hörte komische Stimmen. Die anderen hatten die Stimme auch gehört. Ich ging zu dem Automaten. „Was wünschen sie?“, fragte er mich. „Bitte wiederholen sie, was sie vorhin gesagt haben“, sagte ich zu der Maschine. „Was wünschen sie?“, fragte der Automat erneut. „Bitte wiederholen sie, was sie vor dem „Was wünschen sie?“–Satz gesagt haben. „Einen Iced Mocca und einmal den billigsten Kaffee, den wir haben.“, sagte der Automat. Ich sah ein, dass es zwecklos war, noch einmal die komische Nachricht hören zu wollen, die wir anscheinend alle drei vernommen hatten.

„Wir müssen etwas unternehmen“, sagte Skorbut. „Ey, ich weiß, wo hier ein Laden ist, in dem wir Knarren kriegen können. Wir müssen die alle platt machen. Kommt, wir müssen uns bewaffnen und dann die Zombie–Putze wiederfinden.“ „Zombie–Putze“, krähte der Papagei, den Skorbut übrigens als Mr. Sparrow vorgestellt hatte.

Da ich keinen anderen Vorschlag zu machen hatte, schloß ich mich Skorbut an und selbst Sir James machte Anstalten, uns zu begleiten. Kann aber auch sein, dass es daran lag, dass wir ihm keine Gelegenheit gaben, Widerspruch einzulegen und ich ihn am Ärmel seines teuren Anzugs in den Aufzug zog.

 

Wir fuhren in die 4. Etage und Skorbut führte uns in einen Laden, der „Russell´s Tante Emma–Laden“ hieß. Der Laden hatte frappierende Ähnlichkeit mit dem Laden von Zed in „Pulp Fiction“. Mir war etwas unbehaglich zumute, aber eigentlich schien dieser Russell ein ganz netter Mensch zu sein. Skorbut kaufte ihm eine Tommy–Gun ab. Den Preis hatten die beiden anscheinend schon vorher ausgehandelt. Schwerter hatte er aber leider nicht da. Wir fragten also Russell, ob es in dieser Mall Waffenläden gibt, in denen man Schwerter sowie kugelsichere Westen und mehr Munition kaufen könne. Er beschrieb uns den Weg und wir machten uns auf denselben.

Da es inzwischen aber schon recht spät war, hatten die Läden bereits alle geschlossen. Ich wollte daraufhin vorschlagen, morgen wiederzukommen, als Skorbut bereits das Schloß der Tür kaputt schoß. Sofort ging der Alarm los und Sir James versteckte sich etwas weiter vom Laden entfernt, um nicht von den Sicherheitskameras gefilmt zu werden. Da ich aber ohnehin schon auf den Kameras zu sehen war und der Zombie–Putzfrau nicht unbewaffnet gegenübertreten wollte, suchte ich mir schnell ein Breitschwert aus. Skorbut nahm sich eine Machete und brachte für Sir James eine Armbrust mit, da die Munition für Schußwaffen im Safe lag und er irgendwas brauchte, für das man keine normale Munition benötigt. Als wir uns die kugelsicheren Westen überzogen, konnten wir auf einem Überwachungsmonitor sehen, dass bereits Polizei ins Foyer des Hotels strömte und sich auf den Weg zu uns machte. Wir schnappten uns noch eine kugelsichere Weste für James, sowie einige Dosen Pfefferspray und verließen den Laden. Sir James war gar nicht begeistert von dieser Aktion, aber wir zogen ihn trotzdem mit in den Aufzug, worüber er wahrscheinlich dann doch etwas erfreut war, weil er die ganze Zeit über das arme Entführungsopfer mimte und es zu seiner Rolle paßte, dass er nicht ganz freiwillig mitging.

 

Wir fuhren in die erste Etage der Tiefgarage und ließen uns die Schlüssel von James Lamborghini bringen. Leider bemerkten wir nicht, dass der paddelige Sir James die kugelsichere Weste und die Armbrust im Aufzug vergessen hatte. Nach einer kurzen Diskussion entschieden wir, dass James hinter uns herfahren sollte. Skorbuts Freund war aber leider nicht mehr in der Tiefgarage und so knackte Skorbut einfach einen Wagen, den ich fahren mußte, weil er anscheinend keinen Führerschein hatte. Die Prüfung ist in diesem Land aber auch extrem schwierig ;–). Wir setzten uns also ins Auto und bemerkten, dass Sir James nicht etwa auf uns gewartet hatte, sondern bereits auf dem Weg in Richtung Ausfahrt war. Also fuhren wir hinter ihm her. Allerdings nicht sehr weit, denn hinter der nächsten Biegung sahen wir ihn hinter ausgefahrenen Spikes stehen. Alle vier Reifen seines Lamborghini waren zerfetzt. Entnervt stieg er aus dem Wagen und regte sich erst einmal etwas auf, was ich nicht ganz nachvollziehen konnte, da er sich doch hätte denken können, dass seine Reifen hin sind, wenn er über diese Spikes fährt.

Da wir also mit den Wagen nicht aus der Tiefgarage fahren konnten, schlug ich vor, dass wir uns zu Fuß auf den Weg machen, denn so langsam hatte ich Angst, dass uns die Polizisten doch noch einholen. Wir liefen also um die Biegungen der Ausfahrt – und standen wieder hinter dem Lamborghini mit den zerfetzten Reifen und dem gestohlenen Wagen...Das war doch nicht möglich! Da ich noch am ehesten von uns dreien mit der Macht des Geistes vertraut war, war es für mich noch am leichtesten, dieses Phänomen zu akzeptieren. Anscheinend mußten wir hier wirklich erst einen Job erledigen, bevor wir das Gebäude verlassen konnten. Wir entschieden also, dass wir die Putzfrau wieder finden müßten. Da wir diese Stimme gehört hatten, kurz bevor die Putzfrau zum Zombie mutiert war, schloß ich darauf, dass es unsere Aufgabe sein müßte, sie zu vernichten. Die anderen beiden stimmten mir zu und wir fuhren mit dem Aufzug in die 16. Etage, da ich meinte, mich an einen kleinen Raum zu erinnern, der vielleicht Putzutensilien enthielt und somit die Chancen stiegen, die Putzfrau dort zu finden.

 

Als wir in der 16. Etage aus dem Fahrstuhl stiegen, trafen wir auf den Hausmeister des Gebäudes, der auf der Suche nach seinem Werkzeugkoffer war. Wir fragten ihn, wo die Putzfrauen ihre Kammer haben, aber er meinte nur, er habe keine Zeit und müsse nun wirklich seinen Koffer suchen. Erst da bemerkten wir, dass der Mann recht durchscheinend aussah. Fast wie ein Geist. So richtig schockiert war aber keiner von uns. Anscheinend hatte die Zombie–Putzfrau uns schon auf ähnliche Vorfälle vorbereitet. Da hier auf der 16. Etage kein Putz–Raum zu finden war, versuchten wir es in der 8. Etage, da ich ihn ja vielleicht auch auf dem Weg zum Café gesehen hatte. Ich konnte mich nicht mehr so richtig erinnern. Aber auch hier gab es keinen Abstellraum. Mein nächster Vorschlag war, den Werkzeugkoffer aus James Lamborghini zu holen und ihn dem Hausmeister zu geben. Vielleicht verriet er uns ja dann, wo wir die Putzfrau finden könnten. Gesagt, getan. Wir fuhren mit dem Werkzeugkoffer wieder in die 16. Etage – aber leider war von dem Hausmeister keine Spur mehr. Etwas ratlos standen wir herum.

Sir James meinte dann, er müsse seinem Kunden Bescheid geben, warum er nicht mehr im Café war, und so fuhren wir alle gemeinsam in die 52. Etage. Das Büro von Marcelo di Amenti von „Sunshine Solutions“ war jedoch leer. Wir betraten die Räume und sahen plötzlich draußen vor dem Fenster einen Mann. Zuerst dachten wir noch, er würde auf einem Sims entlang gehen, aber der Mann ging nicht, er schwebte. Zudem war er ein bißchen transparent. Ähnlich wie der Hausmeister, den wir vorhin gesehen hatten. Der Mann sah zu uns hinein und raunte Skorbut oder Sir James – ich weiß gerade nicht mehr, wer von beiden dem Fenster am nächsten stand–  zu, dass er Hilfe benötige. Er schwebte die Fensterfront entlang und um ihn weiter beobachten zu können, lief ich ins nächste Zimmer. Die Fenster ließen sich jedoch nicht öffnen und so mußte ich tatenlos zusehen, wie der Mann langsam abwärts schwebte und aus meinem Blickfeld verschwand.

Seltsam, was in diesem Haus so alles passierte. Wir verließen die Büroräume und als ich die Tür schließen wollte, sahen wir alle das Zeichen. Auf das Holz war ein seltsames, aus Kreisen und Strichen bestehendes Zeichen gemalt worden. Keiner von uns hatte so ein Zeichen schon einmal irgendwo gesehen. Wir zeichneten es ab und versuchten, im Internet eine Erklärung zu finden. Dazu setzten wir uns in das Büro von Marcelo di Amenti und machten uns daran, die Zeichnung einzuscannen. Irgendwie erinnerte mich das Zeichen an die Zeichen, die Stadtstreicher füreinander an leerstehenden Häusern oder irgendwo an Hauswänden hinterlassen. „Sicherer Schlafplatz“, „hier gibt´s was zu essen“ und so weiter. Also müßte sich doch herausfinden lassen, was dieses hier bedeutete. Das Bild ließ sich jedoch gar nicht erst einscannen. Wir malten ein paar Striche neben das Zeichen, um zu testen, ob der Scanner funktionierte, die Striche wurden auch tadellos eingescannt, aber das Zeichen ließ sich nicht scannen. Ich zeichnete es daraufhin spiegelverkehrt ab und siehe da, man konnte es scannen. Leider ergab die Recherche rein gar nichts. Plötzlich öffnete sich ein Fenster und eine Message erschien auf dem Bildschirm. Ein gewisser Bookworm fing an, uns etwas über die Bedeutung der „Jägerzeichen“ zu schreiben. Er berichtete außerdem, dass er die Monster schon lange beobachtete. „Bist Du auch im Turm?“, fragten wir ihn. „In welchem Turm?“, kam die Antwort. „Ich bin nur noch am Leben, weil niemand weiß, wo ich mich aufhalte.“ „Also wir sind im Turm“, sagte James daraufhin. Doch die Verbindung war schon abgebrochen. Es erschien Werbung auf dem Bildschirm. Wie wenn man versuchte, mit dem Handy aus diesem Haus zu telefonieren. Man hörte ständig nur Werbung und es war nicht möglich, eine Verbindung nach außerhalb zu bekommen.

 

Als wir uns wieder auf den Weg nach unten begeben wollten, trafen wir vor dem Büro einen etwa 1.85m großen, braunhaarigen Mann, der ein leicht rundliches Gesicht hatte. Ich schätzte ihn auf etwa Mitte 30. Als wir uns vorstellten, stellte er sich als Mike vor. Er sprach uns auf die Monster an und erklärte uns, dass er auch ein „Jäger“ sei und dass es unsere Aufgabe wäre, alle Monster und Zombies zu vernichten. Wir fragten ihn nach dem Zeichen auf der Tür und er sagte, dass er es angebracht hätte. Er wüßte zwar selbst nicht, woher er wüßte, dass es das richtige Zeichen sei, aber wenn er Zeichen sehe oder selber welche anbringe, wüßte er instinktiv, was deren Bedeutung sei. Dieses hier bedeute z.B. so etwas wie Bedrohung oder Gefahr. Und er erzählte uns, dass der Anführer hier in der 52. Etage zu finden sei. Im Moment waren wir jedoch die einzigen hier. Mike meinte, er müsse jetzt aber weg und wir würden uns garantiert wieder treffen.

 

Wir beschlossen, uns mit mehr Waffen einzudecken. Mein Vorschlag war, uns bei „Toys `R` Us“ Super–Soakers zu holen und diese mit Weihwasser zu füllen. Also fuhren wir erst einmal wieder in die Shopping Mall und kamen auch ohne Probleme in den Laden. Wir nahmen uns jeder eine von diesen großen Wasserpistolen mit einem Wassertank auf dem Rücken. Außerdem nahmen wir noch Wasserbomben–Ballons mit und suchten in einem anderen Laden zwei große Kanister, in die wir das Wasser füllen konnten, das wir dann von dem Priester in der Kapelle segnen lassen wollten. In einem Spirituosenladen fing Skorbut an, Molotow–Cocktails zusammenzubauen und gab James und mir jedem zwei. Inzwischen nannte Skorbut James nur noch „Milchbrötchen“ und James, der auch so langsam begann, seine guten Manieren unter den Tisch fallen zu lassen, nannte Skorbut dafür „Affenarsch“. Beide waren dazu übergegangen, mich nur noch mit „China–Mann“ anzusprechen, woraufhin ich sie auch bei ihren Spitznamen nannte. Dies hier war eine so außergewöhnliche Situation, dass auch ich nicht mehr auf alle Formen der Höflichkeit achtete.

Die beiden Molotow–Cocktails, die James an mich weiterreichte, stellte ich heimlich zurück ins Whisky–Regal. Ich hatte bereits eine Super–Soaker mit Tank auf dem Rücken, Wasserbomben–Ballons in der Hand, eine Sporttasche, in der sich das Breitschwert befand und brauchte nicht noch mehr Ballast. James steckte sich seine beiden Molotow–Cocktails in die Jackett–Taschen und nachdem Skorbut noch eine Flasche Whisky zum Trinken mitgenommen hatte, waren wir endlich soweit, dass wir uns auf den Weg zur Kapelle machen konnten, um das Wasser segnen zu lassen. Diese befand sich in der 11. Etage. Bevor wir sie jedoch betraten, legten wir die Super–Soakers und die Ballons vor die Tür und nahmen nur die beiden Wasserkanister mit in die Kapelle. Der Priester schien ein freundlicher Mensch zu sein und stellte sich uns als Pater Walker vor. Wir stellten uns auch vor und fragten, ob er so nett wäre, uns das Wasser in den Kanistern zu segnen. Daraufhin wollte er natürlich wissen, wozu wir das Wasser bräuchten. Da wir schlecht sagen konnten, dass wir damit Zombies töten wollten, erzählte ich ihm, das Wasser sei für meine todkranke Großtante bestimmt, die vor ihrem Dahinscheiden noch einmal mit geweihtem Wasser gebadet werden sollte. Leider bin ich ein so ehrlicher Mensch, dass der Pater sofort erkannte, dass ich ihm nicht die Wahrheit erzählte. Er sagte uns, er sei dennoch bereit, das Wasser zu segnen, nur müßten wir ihm den wahren Grund, warum wir es benötigten, verraten.  Daraufhin machte ihm Skorbut klar, dass wir „Scheiß–Zombies platt machen“ müßten, von denen es hier nur so wimmelte.

 

In diesem Moment betraten drei sehr unterschiedliche Frauen die Kapelle. Die eine war total mager. Sie trug alte, schmuddelige Klamotten und hätte sie nicht lange, blonde Haare, die sauber und wie frisch gewaschen aussahen, gehabt, hätte ich sofort getippt, dass sie eine Pennerin ist. Die zweite trug ein teuer aussehendes Kostüm und hochhackige Schuhe. Die dritte sah etwas sportlicher aus. Sie war nach dem neuesten Trend gekleidet und hatte hübsche, lange braune Haare. Wie die drei allerdings zusammenpaßten, war mir nicht so ganz klar. Aber wir mußten ja ein nicht minder eigenartiges Trio abgeben. Skorbut drehte sich sofort zu den Frauen um und quittierte deren Ankunft mit einem erfreuten „Ey, Chicas!“ Wieder einmal einer, der zu sehr auf Äußerlichkeiten achtete! Die Frauen kamen näher heran und ein großes Tohuwabohu brach los. Jeder wollte von jedem wissen, was er hier mache, wieso man gerade jetzt hier in der Kapelle sei und woher man die anderen kenne. Da anscheinend keiner mal auf die Idee kam, fing ich an, mich vorzustellen. Die Frauen hießen Sarah, Syd und Faith und hatten sich auch erst hier im Hochhaus getroffen. Sie hatten auch Stimmen gehört, die ihnen einen Auftrag gaben und wußten noch nicht viel mehr als wir. Skorbut bot ihnen von seinem Whisky an, was zumindest Sarah auch gerne annahm. Skorbut und James hatten anscheinend total vergessen, dass wir eigentlich nur Weihwasser wollten und dann nach oben in die 52. Etage zurückkehren wollten, um direkt den Anführer zu erledigen. Ich setzte mich also gegen das Geschnatter durch und bat den Priester erneut, unser Wasser zu segnen. Es tat es nun auch bereitwillig, aber von der Idee, gleich die ganze Sprenkleranlage zu weihen, wollte er nichts wissen. Naja, aber wenigstens konnten wir nun unsere Super–Soakers jetzt mit Weihwasser auffüllen, was wir auch gleich vor der Kapellentür taten. Skorbut gab Sarah noch einige der Wasserbomben und dann begleiteten uns die drei Frauen in die 52. Etage, weil wir ihnen Mike vorstellen wollten, der vielleicht eine Erklärung für die verschiedenen Geister hatte, denen die drei schon begegnet waren.

 

Wir fuhren also mit dem Aufzug in die 52.. Von Mike war nichts zu sehen. Dafür schien im Büro von Sunshine Solutions wieder Leben eingekehrt zu sein. Was im Nachhinein zugegebenermaßen nicht ganz der richtige Ausdruck ist.

Als wir die Eingangstür durchschritten, kamen wir in den Vorraum, in dem man auf eine Empore blickte, zu der an beiden Seiten Stufen empor führten. Auf dieser Empore stand Marcello di Amenti und lächelte uns an. Dabei entblößte er außerordentlich beeindruckende Eckzähne. So große Eckzähne hatte ich bei einem Menschen noch nie gesehen. Sie erinnerten eher an die eines fleischfressenden Tieres. Während ich noch darüber nachgrübelte, kreischte Skorbut: „Das ist ein Vampir!“, und ballerte wieder einmal ein ganzes Magazin auf einmal durch. Der Typ schien jedoch keineswegs beeindruckt und obwohl ihn jede einzelne dieser Kugeln direkt traf, schien es ihm nicht schlecht zu gehen. Hinter ihm erschien jetzt eine recht hübsche Frau, die ebenso beeindruckende Eckzähne besaß. Während Sir James einen seiner Molotow–Cocktails entzündete, warf Sarah eine Weihwasserbombe nach der Vampirin, die sich bereits auf dem Weg nach unten befand. Das Weihwasser versaute dem Monster allerdings nur die Frisur und störte sie nicht weiter. „Da muß mehr Weihwasser her“, dachte ich mir und zielte mit meiner Super–Soaker auf die Frau. Ein ordentlicher Strahl traf sie im Gesicht und ich dachte schon, ich hätte sie erledigt, als ich feststellen mußte, dass selbst diese enorm große Weihwassermenge ihr nur das Make–up verschmierte und sie nicht körperlich zu beeindrucken schien. Leider war sie zu diesem Zeitpunkt schon direkt in meiner Nähe und schleuderte mich gegen einen Pfeiler. Ich war ziemlich benommen und weiß nicht mehr, ob ich alles noch richtig mitbekommen habe. Auf jeden Fall sah ich noch, dass Sir James seinen Molotow–Cocktail auf den Vampir geworfen hatte und diesen damit leicht in Brand gesetzt hatte. Die Sprenkler–Anlage ging los und Faith warf zwei Gegenstände in Richtung des Vampirs. Dieser war jetzt so richtig sauer, zückte eine Pistole und schoß auf James, der leider vorhin die kugelsichere Weste als „nicht zu seinem Outfit passend“ abgelehnt hatte. Er ging getroffen zu Boden. Inzwischen ging es mir ein wenig besser. Die Vampirin war wieder auf dem Weg zurück zu ihrem Freund und ich mußte mich beeilen, um sie noch zu erreichen. Ich rannte ein paar Schritte in ihre Richtung und warf ihr mein Breitschwert in den Rücken. Getroffen ging sie zu Boden und machte einen recht leblosen Eindruck. „Elisa!“, kreischte der Vampir. Und ich erkannte, dass ich mir einen mächtigen Feind gemacht hatte. Ich versuchte noch auszuweichen, aber die Kugel, die er auf mich abfeuerte, traf meine Seite und ging selbst durch die kugelsichere Weste durch. Ich spürte das warme Blut an eben dieser Stelle und dann nichts mehr.

 

Ich erwachte in einem Hotelbett. Neben mir lag Sir James und war, genau wie ich auch, nackt. Geschockt versuchte ich, mich an den gestrigen Abend zu erinnern. Ich weiß ja, dass ich keinen Alkohol vertrage, aber konnte es sein, dass ich gestern zu tief ins Glas geschaut und unser „Typberater“ das schonungslos ausgenutzt hatte? Auf dem Fußboden vor dem Bett lagen nasse, blutverschmierte Klamotten. Meine Klamotten. Und da fiel mir bruchstückhaft das Ende des letzten Tages wieder ein. Wir waren in der 52. Etage gewesen und hatten gegen die beiden Vampire gekämpft und obwohl diese nachher ziemlich sauer waren, mußten wir es irgendwie geschafft haben, sie zu töten, sonst läge ich jetzt nicht hier im Bett und würde die Sonne, die durchs Fenster schien, ertragen können. Ich zermarterte mir das Hirn und so langsam traten einige Bilder vor mein geistiges Auge: Mike, der mit mir Mund–zu–Mund–Beatmung macht, woraufhin meine gebrochenen Rippen und die Streifschuß–Wunde sofort zu heilen scheinen. Der Eingangsbereich von Sunshine Solutions. Sir James, der bewußtlos auf dem Boden liegt. Skorbut, dessen Hals zerfetzt ist und neben dem ein unerklärlich alt aussehender, toter Marcello di Amenti liegt. Syd, die mich stützt und zusammen mit Sarah und Faith mich und Sir James, der sich nach einigem Wehren auch hat beatmen lassen, am Hotelportier vorbeilotst.

Und dann mußte ich wohl wieder vollkommen mein Bewußtsein verloren haben, denn ich konnte mich nicht daran erinnern, dass ich mich ausgezogen hätte. Oder haben das die drei Frauen gemacht? Naja, auf jeden Fall besser, als wenn Sir James den Job übernommen hätte.

 

Ich stand auf und suchte meine schwarzen Retro–Shorts, die sogar einigermaßen trocken geblieben waren. Die anderen schliefen noch alle und so hatte ich genügend Zeit und Ruhe meine allmorgendliche Meditation zu beginnen. Ich stellte mich vor´s Fenster, um ein bißchen Sonne zu tanken, und begann mit den Qi Gong–Übungen, mit denen wir im Shaolin–Kloster jeden neuen Tag begrüßten. Ich spürte sofort das beruhigende Gefühl, als meine Energie wieder zurückkam und ich jegliche schlechte Energie ableiten konnte. Etwa eine Dreiviertelstunde später hörte ich hinter mir die Badezimmertür zuklappen. Einige Zeit danach klopfte dann Syd an die Badezimmertür und forderte James auf, sich zu beeilen. Anscheinend hatte es der Stylingmensch geschafft, als erster ins Bad zu gelangen und es hörte sich nicht so an, als hätte er vor, es so bald wieder zu verlassen. „Ich bin gerade unter der Dusche“, antwortete er und dann hörte man auch schon das Wasser rauschen. Ich beschloß, meine Übungen für heute zu beenden und drehte mich um. Syd verdrehte die Augen und meinte: „So ein Mist! Das können wir vergessen, dass wir da heute noch mal rein kommen.“ Da jetzt endlich alle wach waren, konnte ich anfangen, meine Gedächtnislücken des gestrigen Abends aufzufüllen. Syd und Sarah erzählten mir, dass Skorbut es zwar geschafft hatte, den Vampir mit einem Flammenschwert zu töten, dieser ihn aber unglücklicherweise mit in den Tod gerissen hatte. Skorbuts Papagei, Mr. Sparrow, hatte Sarah mit in unsere Suite genommen. Nachdem Mike uns „beatmet“ hatte, haben die drei Frauen James und mich ins Hotel geschleppt. Um den Portier abzulenken, hatte Faith einen epileptischen Anfall vorgetäuscht, der dann von Syd „behandelt“ wurde, nachdem wir ungesehen in den Aufzug gelangt waren. 

Wir beratschlagten unsere weitere Vorgehensweise und stellten fest, dass wir zuallererst einmal neue Klamotten brauchten. Da ich rein gar nichts unblutiges zum Anziehen hatte, schlug ich Syd und Sarah, die beide einkaufen gehen wollten, vor, mir etwas mitzubringen. Sarah zog sich die leicht feuchten Sachen von Faith an, die bereits seit einiger Zeit auf ihrem Laptop herumhackte, und die beiden gingen los.

 

Kurze Zeit später  kam James aus dem Badezimmer und ließ den Hotelboy kommen. Er beauftragte ihn, den Chef von Gaultier kommen zu lassen. Da er schon mal da war und ich ja nicht wußte, wie lange die beiden Frauen brauchen würden, beauftragte ich ihn, für mich eine dunkelgrüne Trekkinghose, einen schwarzen Pullover und Trekkingschuhe zu besorgen. Kurze Zeit später erschien der Gaultier–Mensch, der direkt einen Schneider mitgebracht hatte und James bestellte bei ihm 4 Anzüge. Wenig darauf kam auch der Hotelboy wieder und brachte mir die bestellten Anziehsachen. Alles paßte. Sir James wollte die vier Stunden, die es dauern würde, bis der erste Anzug geschneidert wäre, hier im Hotelzimmer warten. Faith und ich beschlossen, in die Shopping Mall zu gehen. Ich wollte versuchen, neue Schwerter zu erwerben und Faith wollte aus irgendeinem Grund einen Bestattungsunternehmer aufsuchen. Vielleicht hatte der gestrige Abend ihr ihre Sterblichkeit doch zu krass vor Augen geführt.

Als wir das Zimmer verlassen wollten, kam gerade die Putzfrau. Die Putzfrau, die gestern in der Caféteria gewesen war! Sie sah allerdings wieder relativ normal aus. Während ich noch überlegte, wie ich sie am besten angreife, schickte Faith sie mit den Worten: „Wir werden heute den ganzen Tag auf dem Zimmer sein und wünschen nicht gestört zu werden.“ weg. Aufgeregt erzählten James und ich, dass wir sie gestern schon gesehen hatten und sie mindestens 50 Kugeln intus haben müsse, was ihr aber nichts ausgemacht hatte. Aber der Putzfrau unbewaffnet gegenüber zu treten erschien mir nicht gerade wünschenswert und so ging ich mit Faith in Richtung der Aufzüge. Beim Informationscomputer erfragte ich, wo es Waffenläden gibt. Der, in den wir gestern eingebrochen waren, hatte heute geschlossen, aber es gab noch einen zweiten Laden auf derselben Etage.

 

Faith und ich fuhren also in die 4. Etage, sie ging zu dem Bestattungsunternehmer und ich in den Waffenladen. In der Mall war die Hölle los. Klar, der letzte Samstag vor Weihnachten. Da mußten alle noch wie wild Geschenke kaufen. Ich kämpfte mich zum Laden durch und suchte mir ein Samurai–Schwert und zwei kleine Krummschwerter aus. Mit dem Besitzer des Ladens handelte ich aus, dass ich die Schwertscheiden kostenlos dazu bekam. Das Samurai–Schwert konnte ich mir dann an meine Seite hängen und für die beiden Krummschwerter bekam ich einen Halfter, mit dem ich sie auf dem Rücken tragen konnte. Vorerst verstaute ich die Waffen jedoch in einer schmalen Sporttasche, die ich auch im Waffenladen erstand. Dann fuhr ich zurück ins Hotel, weil ich dachte, dass Syd und Sarah vielleicht inzwischen zurückgekehrt waren und wir unsere weitere Vorgehensweise planen konnten.

 

Die beiden waren noch nicht wieder da, aber dafür James erster Anzug und wir beschlossen, dass wir gemeinsam in der 52. Etage nach seinem Koffer gucken würden, den er gestern dort stehengelassen hatte und aus irgendeinem Grund unbedingt brauchte. Wir gingen also gemeinsam zu den Aufzügen und der, der gerade ankam, enthüllte kein besonders schönes Bild: Dort stand Faith und neben ihr lag ein bewußtloser Wachmann des Hotels. Ich ging schnell noch mal zurück und verständigte per Telefon den Hotelportier, der sich um den Wachmann kümmern sollte. Wir hatten jedoch keine Lust auf weiteren Ärger und fuhren anstatt hier zu warten mit einem anderen Aufzug in den 52. Stock. Das Büro von Sunshine Solutions war polizeilich versiegelt worden und keiner von uns war im Moment besonders erpicht darauf, die Räume nochmals zu betreten. Also versuchten wir gar nicht erst, das Siegel zu brechen.

 

Statt dessen kehrten wir ins Hotel zurück um uns endlich mal die tote Frau in der Badewanne anzusehen, von der die anderen schon  so viel erzählt hatten. Faith hatte sich vorhin sogar extra in die Datenbank der Sicherheitszentrale „gehackt“, um mehr über den Todesfall zu erfahren. Sie hatte herausgefunden, dass die Frau am 24.01.1979 morgens tot in der Badewanne aufgefunden worden war. Sie war einen Tag zuvor spät nachts mit einem gewissen Mr. Johnson angekommen, der aber tags darauf wie vom Erdboden verschluckt war (in diesem Haus würde mich nichts mehr wundern).

James und ich beschlossen also, in die Suite No. 6 zu gehen, um uns die gute Frau mal mit eigenen Augen anzusehen. Und tatsächlich: in der Badewanne lag besagte Frau und keifte uns an, wir sollten ihre Suite verlassen. Schließlich wollten doch alle Männer das gleiche und sie würde nicht mehr auf einen von uns hereinfallen. Sir James betrat das Badezimmer und versuchte, die Frau auszufragen. Sobald er den Raum betreten hatte, geschah etwas seltsames mit seinem neuen Anzug: er alterte und sah schon nach kurzer Zeit so aus, als hätte James ihn seit 20 Jahren ständig getragen... Die Frau war aber auch nicht sehr kooperativ und James verlor irgendwann die Geduld. Ich hatte aber noch eine Idee und betrat ebenfalls das Badezimmer. Höflich stellte ich mich vor und versuchte der Frau klarzumachen, dass ich nichts von ihr wollte, bzw. ihr nur helfen wollte. Ich fragte, seit wann sie in der Badewanne läge. Sie meinte, dass sie seit damals hier liege und auch nicht dran denke, hier eher wegzugehen, als bis sie ihr Geld habe. Ich fragte, wieviel Geld ihr Mr. Johnson denn schuldig sei, aber sie wollte die genaue Summe nicht nennen, sondern erzählte mir nur, dass er ihr den Lohn für 3 Stunden geben müsse. Auf die Frage, wo sie denn normalerweise arbeite, nannte sie den Straßenstrich ein paar Straßen vom „Two California Plaza“ entfernt. Es hatte sich also nichts geändert seit damals. Die Mädchen standen immer noch dort. Nicht dass ich mich mit Prostituierten eingelassen hätte, aber manchmal war ich schon durch diese Gegend gefahren und hatte die Frauen dort immer bemitleidet. Ich versprach der Frau, dass wir ihr helfen würden (ich hatte schon eine Idee) und verabschiedete mich. Meine Klamotten sahen übrigens inzwischen auch schon uralt aus und James und ich gingen erst einmal wieder auf unser Zimmer, um uns umzuziehen. Ich bestellte beim Hotelboy noch mal die Klamotten, die er mir vor ein paar Stunden schon gebracht hatte. Der mußte auch denken, dass wir nicht mehr ganz normal waren. In der Suite erzählten wir Faith von unseren Erlebnissen mit der Prostituierten und gemeinsam überlegten wir, was denn wohl der Stundenlohn einer Straßenprostituierten im Jahre 1979 gewesen sein mochte. Faith gab mal gleich „Prostituierte“, „1979“ und „Stundenlohn“ bei „google“ ein, bekam allerdings keine anderen Links als irgendwelche Porno–Seiten. James und ich diskutierten derweil und machten verschiedene Vorschläge (von 20–400 Dollar war alles dabei). Wir einigten uns später auf 120 Dollar und machten uns zu dritt wieder auf den Weg in die Suite No.6. Nach einer kurzen Diskussion, wer von uns ihr das Geld geben solle, nahm Faith mir den Umschlag mit dem Geld ab und versuchte ihr Glück. Sie wurde allerdings schon bevor sie irgendwas sagen konnte beschimpft und angeschrien. Irgendwann tauchte die Frau einfach unter und blieb 5 Minuten unter Wasser. Faith hatte keine Lust mehr und so nahm ich den Umschlag an mich und wartete darauf, dass die gute Frau wieder auftauchte. Als sie das tat, erklärte ich ihr, dass in diesem Umschlag das Geld von Mr. Johnson sei und er mich beauftragt habe, es ihr zu überreichen. Ich legte das Geld auf einen Hocker neben die Badewanne und verließ den Raum. Als wir kurz danach die Badezimmertür wieder öffneten, war die Frau tatsächlich verschwunden. Das Bad machte keinen alten Eindruck mehr. Unsere Anziehsachen alterten nicht und auf einem Schemel neben der Badewanne lagen tatsächlich 70 Dollar Wechselgeld!

Wir waren begeistert! Einen der Geister in diesem Haus hatte wir erlöst. James war sogar so begeistert, dass er sich ein neues Zeichen ausdachte und unter das bereits vorhandene Zeichen auf die Tür malte. Er wollte damit die anderen verarschen und hatte einen riesigen Spaß.

 

Da die Erlösung diese Geistes so gut funktioniert hatte, beschlossen wir, uns gleich den nächsten vorzunehmen. Wir fuhren mit dem Aufzug in die 52. Etage, gingen von da aus auf´s Dach und schauten in die Richtung über die Balustrade, wo wir gestern den Geist vor dem Fenster hatten herschweben sehen. Der Plan war, in einen von diesen Fensterputzaufzügen zu steigen, bis zum  Geist runterzufahren, ihn dann auszufragen, warum er als Geist hier rumspukte und ihn dann, falls möglich, zu erlösen. Leider sahen wir weder so einen Fensterputzkasten zum Runterlassen noch den Geist.

Als wir in der 52. Etage wieder an Sunshine Solutions vorbeikamen und noch überlegten, ob wir einfach mal das Siegel aufmachen sollten und gucken, wie es da drinnen so aussieht, kam ein Mann ganz in Schwarz den Gang entlang. Er sah aus wie ein „Man in Black“ aus dem gleichnamigen Film. So wie er uns anblickte, war er gar nicht erfreut, uns hier zu sehen und er fragte auch gleich, was wir hier verloren hätten. Wir erzählten ihm, dass wir auf dem Dach gewesen sind, um die Aussicht zu genießen und versuchten vorsichtig, ihn auszuquetschen. Das fand der gute Mann jedoch nicht witzig und meinte irgendwann patzig, er werde keine weiteren Fragen beantworten. Sogar auf Faith´s Frage nach der Uhrzeit reagierte er nicht mehr. Statt dessen stellte er sich vor die versiegelte Sunshine Solutions–Tür. Wir machten uns also auf den weg nach unten. Als wir uns von ihm weg drehten, hielt er jedoch James zurück und gab ihm eine kleine weiße Pille mit den Worten, die werde er noch mal gut gebrauchen können. James nahm die Pille und steckte sie in seine Hemdtasche.

 

Auf dem Weg nach unten (ich wollte nämlich austesten, ob ich das Gebäude wieder verlassen konnte, schließlich war durch meinen Einsatz ein Geist erlöst worden), trafen wir auf einen neuen Geist, bzw. ganz so neu war er gar nicht, ich hatte ihn schon einmal an einem Cola–Automaten in der Mall gesehen. Der Geist war ein dicklicher Mann mittleren Alters in einem braunen Anzug. Er zog sich gerade eine Cola–Dose aus dem Automaten, die auch wirklich dort stand, aber als er sie nehmen wollte, griff er durch die Dose hindurch. Er schien das nicht zu bemerken und wollte wieder gehen, aber ich sprach ihn an: „He, sie haben ihre Cola vergessen!“ Ich nahm die Dose aus dem Automaten und lief ihm einige Schritte hinterher. Dann begann ich, ihn auszufragen. Er erzählte mir, dass er schon einige Jahre hier bei Ebay in der 49. Etage arbeite, aber der Automat dort sei leer und deshalb habe er sich hier die Cola geholt. Bevor ich aber noch mehr aus ihm herauskriegen konnte, meinte er, er müsse nun wirklich wieder zurück an die Arbeit und ich solle ihn bitte nicht weiter aufhalten. Ich gab ihm seine Cola (durch die er wieder hindurch griff) und er ging weg. Faith freute sich über die Dose Cola und dann trennten wir uns, weil ich ins Erdgeschoß wollte, um zu sehen, ob es mir gelänge, das Gebäude zu verlassen. Der erste Aufzug, der kam, hatte komischerweise ein Loch in der Decke, war aber ansonsten ganz normal. Nachdem ich genau geprüft hatte, ob mit dem Aufzug auch nichts besonderes los ist, fuhr ich mit ihm ins Erdgeschoß.

 

Unten im Eingangsbereich war immer noch ein Riesen–Trubel. Wahnsinn, wie viele Leute kurz vor Weihnachten noch schnell ein paar unpersönliche Geschenke kaufen! Ich ging in Richtung der Drehtür, die zum Parkplatz führte. Da kam eine kleine, alte Frau auf mich zu, die mich bat, ihr den Weg zu „Russell´s Tante Emma Laden“ zu beschreiben. Ich erklärte ihr, wie sie dorthin käme, aber sie schien sich nicht zuzutrauen, den Weg alleine zu finden und bat mich, sie kurz dorthin zu begleiten, da ihre Augen so schlecht seien und sie Sorge habe, sich zu verlaufen. Ich brachte die Dame also in den 4. Stock und zeigte ihr, wo sich der Laden befand.

Dann fuhr ich wieder mit dem Aufzug zurück ins Erdgeschoß. Beim zweiten Versuch, das Haus durch die Drehtür zu verlassen, kam ein kleines Kind auf mich zu, das seine Mama verloren hatte. Ich zeigte ihm den Informationsschalter und meinte, da müsse es jetzt alleine hingehen, weil ich keine Zeit habe. Es wollte aber nicht und so ging ich mit ihm zur Auskunft und bat die Frau am Schalter, die Mutter des Kindes auszurufen. Dann ließ ich das Kind dort stehen und ging schnellen Schrittes auf die Drehtür zu, damit ich nicht schon wieder von irgendwem angesprochen würde. Das schien auch zu funktionieren, aber sobald ich in der Drehtür war, stoppte diese plötzlich. Ich hoffte noch, dass das Zufall wäre, aber als ich die Tür wieder verließ, drehte sie sich weiter und als ich erneut versuchte, das Haus zu verlassen, stoppte sie sofort wieder.

Ich gab den Versuch, das Haus durch diese Tür zu verlassen, auf und versuchte statt dessen, in den U–Bahnhof zu gelangen. Vielleicht war es ja auf diese Weise möglich, von hier wegzukommen. Um auf den Bahnsteig zu gelangen, mußte man ein mannshohes Drehkreuz passieren, was natürlich auch jedes Mal stoppte, wenn ich versuchte, hindurchzugehen. Als die Leute begannen, komisch zu gucken, gab ich es auf und kehrte zu den anderen ins Hotelzimmer zurück.

 

Sarah und Syd waren immer noch nicht von ihrem Einkaufsbummel zurück. Da Frauen für so was ja doch manchmal unberechenbar lange brauchen, beschlossen wir, uns erneut auf den Weg zu machen, in der Hoffnung, den Hausmeister oder einen der anderen Geister zu treffen. In der Mall fielen uns zwei merkwürdige Personen auf. Die eine war eine Frau, die an sich relativ normal aussah, aber wenn man sich darauf konzentrierte und sie genau ansah, konnte man erkennen, dass ihr Gesicht wie aus weißem Wachs gemacht zu sein schien. Sie traf sich mit einem Mann, der ihr täuschend ähnlich sah. Hätten wir nicht vorhin schon so einen Mann gesehen, hätte ich getippt, das die beiden Zwillinge seien. Aber die komischen konturlosen, weißen Wachsgesichter brachten uns darauf, dass wir es vielleicht mit Klonen zu tun hatten. Die beiden betraten ein Café und unauffällig setzten wir uns an den Nebentisch. Leider unterhielten sich die beiden nur über langweilige Sachen, wie die neuesten Börsenkurse und welche Investitionen sich gelohnt hatten und welche nicht. Nach einer Weile verloren wir das Interesse und verließen das Lokal. Als wir durch die Mall liefen, sahen wir vor uns plötzlich die osteuropäische Zombie–Putzfrau. Faith behielt die Frau im Auge, während James und ich noch schnell in „Russell´s Tante Emma Laden“ reinhuschten, um ein Fahrtenmesser mit Kompaß für James zu kaufen, damit er wenigstens nicht ganz unbewaffnet ist. Und da mein Schwert gestern gut gegen die Vampirin geholfen hat...

 

 Wir folgten der Putzfrau in einen Aufzug und fuhren gemeinsam mit ihr in die 19. Etage, in der sich die Sicherheitszentrale befand, in die Faith schon mehrmals erfolglos versucht hatte hereinzukommen. Die Putzfrau ging geradewegs auf die Eingangstür der Sicherheitszentrale zu und wir sahen unsere Chance gekommen. Ich verwickelte sie in ein Gespräch, indem ich sie fragte, wo denn die Kampfsportschule Leng sei. Sie zeigte mir, dass ich das am Informationscomputer sehr gut alleine herausfinden könne. Leider gelang es mir nicht, sie so lange von ihrem Putzwagen abzulenken, das Faith Gelegenheit gehabt hätte, sich zwischen den Tüten im Wagen zu verstecken. Wir mußten also hilflos zusehen, wie die Putzfrau Kurs auf die Tür der Sicherheitszentrale nahm – und vom MIB–Wachmann vor der Tür abgewiesen wurde! Wir wären ohnehin nicht mit ihr in die Zentrale gelangt!

Da wir aber nun schon einmal hier waren, versuchten wir unser Glück auf eigene Faust. Ich ging selbstsicher auf den Wachmann zu und erzählte ihm, ich müsse dringend mit seinem Chef sprechen. Er sagte, er selbst sei der Chef. Das nahm ich ihm aber nicht ab, bis er uns erzählte, dass alle in der Sicherheitszentrale gleichberechtigt seien und es tatsächlich keinen Chef gebe. Er fragte, worum es denn ginge. Darauf meinte ich, dass ich gravierende Sicherheitsmängel im Haus erkannt habe, dies mit ihm aber nicht auf dem Flur besprechen wolle. Woraufhin uns der Sicherheitsmann doch tatsächlich hereinbat! Wir folgten ihm und kamen in einen großen Raum mit einem Schreibtisch in der Ecke und einem Durchgang zu einem weiteren Raum, der voller Monitore war. Im zweiten Raum befand sich eine Frau, die ebenfalls einen schwarzen Anzug trug (sozusagen eine WIB) und aufmerksam beobachtete, was auf den Bildschirmen zu sehen war.

Der MIB fragte, was denn nun diese Sicherheitsmängel wären. Das wußte ich doch selber noch nicht! Das erste, was mir einfiel, war, dass die Balustrade auf dem Dach zu niedrig sei und die Gefahr bestehe, dass jemand hinunterfalle. Das erzählte ich ihm dann auch gerade, als die MIB–Frau den MIB–Mann in den Nebenraum rief. Auf dem Schreibtisch war eine rote Warnlampe angegangen und wir hörten aus der Lautsprecheranlage eine Durchsage: „Achtung, Achtung! Bitte verlassen sie sofort das Gebäude. Ich wiederhole: Bitte verlassen sie umgehend das Gebäude. Sie befinden sich in Lebensgefahr!“ Wir rückten nun auch unauffällig näher an die Tür heran und versuchten einen Blick auf die Monitore zu erhaschen. Was wir sahen, ließ uns das Blut in den Adern gefrieren: Syd und Sarah standen in einem Raum (in der 42. Etage, wie der Monitor anzeigte) und die beiden MIBs waren gerade dabei, die Sicherheitstüren zu verschließen und die beiden dort gefangen zu nehmen. Das mußten wir irgendwie verhindern! Ich warf mich zu Boden und täuschte einen Anfall vor. Ich schrie um Hilfe und trat und boxte um mich. Die Frau kam aus dem Raum heraus, aber ich mußte auch noch den Mann ablenken, um Sarah und Syd eine Chance zu geben, dort abzuhauen. Also versuchte ich in meinem „Anfall“, die Frau „zufällig“ zu Fall zu bringen. Dabei habe ich mich dann anscheinend etwas blöd angestellt. Auf jeden Fall hatte sie plötzlich eine Waffe in der Hand, sagte „Taser“ und feuerte auf mich. Ich bekam einen extrem heftigen Stromschlag. Dann passierten mehrere Dinge gleichzeitig: ich zog zwei meiner Wurfsterne und schleuderte sie der Frau entgegen, Faith hatte ein Flammenschwert in der Hand und versuchte damit, die Frau zu halbieren, Sir James feuerte ohne zu gucken in den Nebenraum und zerfetzte einen oder mehrere Monitore, traf aber den MIB nicht. Überhaupt konnten wir dem MIB nichts anhaben. Im Türeingang war plötzlich ein bläulich schimmerndes Feld, das den Durchtritt sämtlicher Wurfsterne, Kugeln o.ä. verhinderte. Laser wurden aber anscheinend durchgelassen, denn  wir hörten den MIB im Nebenraum „Laser“ sagen und kurz darauf ging Faith zu Boden. Sir James und ich flüchteten uns neben die Tür und warteten geduldig, bis der MIB endlich durch die Tür zu uns in den Raum kam. Ich hatte mein Samurai–Schwert hoch erhoben und war bereit zum Zuschlagen. Als er dann auftauchte, war es ein Leichtes, ihn mit einem Hieb kampfunfähig zu machen. Der Hieb war sogar so gut plaziert, dass der Mann sofort tot war. Wir gingen sofort zu Faith und untersuchten sie. Sie schien allerdings nur bewußtlos und nicht ernstlich verletzt zu sein. Während wir so dastanden und uns den Schlamassel anguckten, kam plötzlich ein großer, schwarzgekleideter Mann mit schwarzen, kinnlangen Haaren durch die Tür in die Sicherheitszentrale. Er guckte etwas verwirrt auf das Chaos, was wir angerichtet hatten. Ich ergriff die Initiative und stellte mich vor: „Gestatten, Ka Dho mein Name.“ Ich deutete eine leichte Verbeugung an. „Ich bin Gregory Mason“, meinte der Neuankömmling. Er wußte immer noch nicht so recht, was er von uns halten sollte. Wir versuchten ihm die ganze Geschichte zu erzählen, merkten aber selbst, wie unglaubwürdig alles klang. Da fiel mir plötzlich siedendheiß wieder ein, dass Sarah und Syd wahrscheinlich immer noch eingeschlossen in der 42. Etage festsaßen. Schnell gingen wir in den Nebenraum und tatsächlich: da war die verschlossene Tür und Sarah und Syd dahinter. Auf den Schaltpulten waren jede Menge Knöpfe, die zum Glück säuberlich beschriftet waren. Wir drückten den, der die Türen wieder öffnete und mußten zu unserem Entsetzen feststellen, dass wir damit einer Horde von Zombies den Zugang zu dem Raum, in den sich die beiden Frauen anscheinend geflüchtet hatten, ermöglicht hatten. Dann waren die beiden MIBs, die nebenan tot auf dem Boden lagen, auch nicht unsere Feinde, sondern sie hatten die Frauen retten wollen!

 

Leider hatten wir keine Zeit, unseren Irrtum zu bedauern. Sir James kümmerte sich um Faith, die auch tatsächlich wieder aufwachte und während sie sich langsam erholte, untersuchten James und ich die Leichen der beiden MIBs.  Wir nahmen einen Erste Hilfe–Kasten, zwei Sonnenbrillen, zwei kleine Monitore, auf denen man anscheinend sehen konnte, wie viele Lebewesen sich in der unmittelbaren Nähe aufhielten und einen kleinen schwarzen Kasten an uns, dessen Funktion uns momentan noch ein Rätsel war. Wenn man auf der einen Seite rein sprach, kam der Satz leicht verzerrt auf der anderen Seite wieder raus. Außerdem baute ich das Türkraftfeld ab. Wer weiß, wobei uns das noch nützlich sein konnte.

Jetzt mußten wir uns aber wirklich beeilen und Syd und Sarah zu Hilfe kommen. Wir liefen also zu den Aufzügen und warteten, dass endlich einer käme. Der erste Aufzug, der sich öffnete, war leider schon besetzt: von einem Zombie, der mir erst einmal einen Schlag gegen den Kopf versetzte. Da ich das schwarze Kästchen noch in der Hand hielt, richtete ich es auf den Zombie. Vielleicht konnte man ihn ja auf diese Weise beherrschen. Ich sagte also mit gebieterischer Stimme: „Ich befehle Dir, wieder in den Aufzug zu gehen und uns in Ruhe zu lassen!“ Der Zombie grölte nur: „Aaarrrggghhh!“ Auf unserer Seite des schwarzen Apparates konnte man nun die Worte „Hunger! Hunger!“ verstehen. Das kleine Ding war also ein Universalübersetzer. Leider hörte der Zombie nicht auf meinen Befehl. Zombies damit zu beherrschen war also nicht möglich. Ich fragte Faith, die Raucherin ist, ob sie Feuerzeuge dabei hatte. Sie kramte schnell in ihrem Rucksack und ich reichte das erste Feuerzeug an James weiter, der immer eine Dose Haarspray bei sich trug. Das zweite Feuerzeug gab ich Gregory, der von James ein Deospray bekommen hatte. Nicht weil er unter den Armen roch, sondern weil die beiden jetzt dazu ansetzen konnten, den Zombie abzufackeln. Es ging zwar sofort die Sprenkleranlage los, aber gemeinsam schafften wir es, den Zombie zu vernichten.

 

Bevor wir uns allerdings in die 42. Etage trauen konnten, brauchten wir dringend neue „Waffen“ . Erneut fuhren wir in die Mall, wo wir allerdings diesmal nicht in die Läden einbrechen mußten, weil alle aus dem Gebäude geflohen waren und keiner sich die Mühe gemacht hatte, sein Geschäft abzuschließen. In einer Drogerie besorgten wir uns Feuerzeuge und Haarspraydosen. Im Baumarkt holte ich mir für meine 5 Dosen einen Heimwerkergürtel mit Schlaufen, so das ich die Dosen sofort griffbereit hätte, wenn ich  sie brauchte. Sir James stand vor dem Regal mit den Kettensägen und gemeinsam überlegten wir uns, dass das, was in einigen Filmen klappt, auch durchaus der Realität entsprechen könnte. Wir suchten uns jeder eine aus und waren bereit für den großen Kampf.

 

Auf dem Weg zu den Aufzügen kamen wir an „Russell´s Tante Emma Laden“ vorbei. Vor dem Laden lag ein toter Zombie und Russell mit einer Pumpgun in der Hand erzählte uns stolz, dass er seinen Laden verteidigen konnte. Auf unsere Frage, ob er nicht mit in die 42. Etage kommen möchte, antwortete er jedoch, dass er seinen Laden nicht unbeaufsichtigt lassen möchte und uns deswegen nicht begleiten könne. Ein paar Läden weiter, in einer Fleischerei, wütete ein weiterer Zombie und war gerade dabei, ein halbes Schwein zu verschlingen. Wir wollten sicher sein, dass unser Rücken frei bliebe und bekämpften ihn mit unseren neu erworbenen Waffen. Die Kettensägen kamen dabei jedoch noch nicht zum Einsatz. Aber da wir vier bzw. drei, weil Faith sich dezent aus der Sache raushielt, gegen einen kämpften, konnten wir den Zombie recht schnell besiegen.

 

Nun konnten wir endlich in die 42. Etage rauf fahren. Etwas aufgeregt ob der kommenden Kämpfe drängten wir uns in den Aufzug. Als sich die Türen in der 42. Etage öffneten, befanden wir uns in einem fünfeckigen, gekachelten Raum, von dem aus 2 Türen abgingen. Auf den kleinen Monitoren, die wir von den MIB hatten, konnte man erkennen, dass sich hinter der rechten Tür 7 und hinter der linken Tür 4 Gestalten aufhielten. Wir entschlossen uns, erst mal das zahlenmäßig geringere Übel zu wählen und steuerten auf die linke Tür zu. Der Raum war wie ein Büro eingerichtet und wie nicht anders zu erwarten, waren die vier Gestalten, die wir auf den Monitoren angezeigt bekommen hatten, Zombies. Sie standen hinter bzw. neben einem Mahagoni–Schreibtisch und der eine fing an, die massive Schreibtischplatte rauszureißen und wenn mich nicht alles täuschte sogar aufzuessen. Der von uns aus gesehen vorderste Zombie hatte nur einen halben Schädel, was ihn nicht gerade hübscher machte. Wir griffen ihn zuerst an, was sich aber als schwieriger erwies, als angenommen. Anscheinend gab es doch noch Unterschiede zwischen den Zombies. Ich versuchte schnell noch mal, ob der Übersetzer nicht doch auf einige der Zombies als „Befehlsgeber“ angewendet werden konnte und erntete von den Zombies nur wieder mehrere „Hunger!“–Schreie und von meinen Mitkämpfern ungläubige Blicke ob meiner Ausdauer, das Ding für etwas anderes als Übersetzungen zu nehmen. Faith bombardierte die Zombies mit Sprengsätzen, Gregory und ich griffen auf das nun schon altbewährte „Haarspray–mit–Feuerzeug–davor“ zurück und Sir James schmiß doch tatsächlich seine Kettensäge an. Er stürzte sich auf einen der Zombies (ich glaube, es war sogar der mit dem halben Kopf) und fing an, ihm den Rest vom Kopf auch noch abzusägen. Er hatte auch tatsächlich Erfolg damit, aber die Sauerei, die er dabei anrichtete, war unbeschreiblich. Er war über und über mit Leichenteilen bespritzt und seine Frisur war nun vollends hinüber. Als die ersten Zombies brannten, ging wieder die Sprenkleranlage los und ich griff nun zu meinen Schwertern, um die Untoten vollends zu vernichten. Faith hatte auch bereits eingesehen, dass ihre Sprengsätze den Zombies nicht allzu viel anhaben konnten und hatte auf einmal wieder ein Flammenschwert in der Hand. Nein, diesmal war es gar kein Schwert, sondern ein flammender Regenschirm! Der Erfolg konnte sich aber dennoch sehen lassen, denn der erste Zombie, den sie damit angriff, ging sofort tot zu Boden. Als dann endlich der letzte Zombie erledigt war, tauchte aus dem Raum dahinter ein weiterer MIB auf. Er schickte uns zurück in den Fahrstuhl, was wir auch ohne Widerspruch geschehen ließen, denn schließlich hatten wir oben in der Sicherheitszentrale gesehen, dass die MIBs auf unserer Seite waren (gut, wir haben es ein bißchen zu spät gemerkt, aber das kann ja mal passieren, schließlich hatten sie uns zuerst angegriffen).

 

Der Fahrstuhl fuhr mit uns in die –10. Etage. Komisch, ich hätte schwören können, dass –6 die letzte Etage der Tiefgarage war. Und die Etagen 7– bis –9 existierten auch gar nicht. Wir fuhren direkt von –6 zu –10. Die Fahrstuhltüren öffneten sich und gaben den Blick auf einen Gang frei, der aus schwarzem Metall bestand. Obwohl nirgends Lampen zu sehen waren, war es nicht dunkel. Am Ende des Ganges befand sich ein ebenfalls schwarzes, metallenes Tor, dessen vier Flügel anscheinend in Richtung der Ecken des Tores in die Wand zurück gleiten konnten, um den Weg freizugeben. Plötzlich ertönte eine Stimme: „Halt! Wer begehrt Einlass durch die Tore Zions?“ „Mist“, dachte ich, „wenn die uns nicht kennen, werden sie uns auch nicht reinlassen.“ Ich nahm also mal wieder den Übersetzer, weil der ja nicht nur übersetzt, sondern die Stimme auch verändert, und sagte: „Mr. Smith und Mrs. Anderson.“ „Wie kommt es, dass vier Personen nur zwei Namen haben?“ fragte die Stimme etwas bösartig. Die anderen begannen, sich vorzustellen, und so sagte auch ich meinen Namen. Hoffentlich ging das gut. Als nächstes wollte die Stimme wissen, warum wir Einlaß haben wollten. Faith sagte, sie wolle sich in Ruhe auf den nächsten Kampf vorbereiten und das brabbelten wir anderen alle brav nach. Es war kaum zu glauben, aber tatsächlich öffneten sich die Metall–Türen.

 

Plötzlich hörten wir hinter uns ein Geräusch. Wir drehten uns um und sahen, dass sich die Fahrstuhltüren gerade zu öffnen begannen. Die Hände an unseren Waffen, starrten wir gebannt auf den Aufzug, bis wir endlich sehen konnten, dass es nur Sarah und Syd waren. Nein, nicht nur Sarah und Syd: die beiden hatten eine relativ kleine, unglaublich dicke Frau bei sich. Die Gute wog mit ihren ca. 1.50 m gut und gerne 200 kg! Sie trug ein teuer und gleichzeitig unmöglich aussehendes, blaues Kostüm und hatte eine Gucci–Handtasche bei sich. Nachdem wir angefangen hatten, uns vorzustellen, stellte sie sich als Sandy vor.

Die drei sahen recht mitgenommen aus, aber nachdem sie in Etage 42 mit 63 Zombies zu tun gehabt hatten, wie sie uns erzählten, war das auch verständlich. Sie erzählten weiterhin, das sie zusammen mit Mike dort oben gewesen waren, dieser aber wahrscheinlich getötet worden war, weil er in einen Raum mit den Zombies gelaufen war, während sich die anderen verschanzt hatten. Des weiteren ist ein MIB ums Leben gekommen, der den drei Frauen allerdings vorher noch eine Chipkarte geben konnte, die es ihnen ermöglichte, in diese Etage zu fahren. Er hatte auch eine dieser Multi–Funktions–Pistolen bei sich gehabt wie die MIBs in der Sicherheitszentrale und nun hatte Syd diese Waffe– samt seiner Hand, die nötig war, damit die anscheinend Fingerabdrücke–erkennende Waffe funktionierte.

 

Vor uns, hinter dem nun offenen Tor, lag ebenfalls ein metallener Gang, der allerdings nicht schwarz, sondern ganz weiß war und am Ende des Ganges setzte sich gerade eine Glasdrehtür in Bewegung, die nicht nur zwei, sondern drei Räume miteinander verband. Über das Glas der Tür liefen aus Einsen und Nullen bestehende Zahlenreihen. Syd ging voraus und entschied sich für den rechten Raum. Wir anderen folgten ihr. Wir gelangten in einen Raum mit vielen Kästen an der Wand, die wie Festplatten aussahen. Von dem Raum gingen zwei Türen aus. In einer war ein kleines Sichtfenster, das jedoch zugefroren war. Ich öffnete neugierig die Tür und sofort froren mir die Schuhe ein und knackten, als sie zerbrachen. Es war unglaublich kalt. Syd meinte, dass das flüssiger Stickstoff sein müßte. Nebel wallte aus dem Raum und meine Füße schmerzten. Schnell schlug ich die Tür wieder zu. Die Spitzen meiner Schuhe waren vollkommen weggebrochen und so zog ich die Schuhe ganz aus. Wir öffneten die andere Tür und kamen in einen Flur, der geradeaus auf eine Panzertür zu führte und von dem zwei Türen abgingen: durch die eine waren wir gerade gekommen und die andere führte in einen weiteren „Festplattenraum“, von dem aus ebenfalls eine Tür mit einem Sichtfenster abging. Durch meine MIB–Brille konnte ich jedoch sehen, dass es in dem Raum wahnsinnig heiß sein mußte und beschloss, dass ich mir nicht auch noch die Klamotten abfackeln mußte. Schlimm genug, dass ich keine Schuhe mehr hatte.

Mit Hilfe der Chipkarte, die Syd, Sarah und Sandy von Washington, einem MIB, bekommen hatten, konnten wir die Panzertür öffnen, gelangten zu einer weiteren Sicherheitstür und dann in einen weiteren Gang, von dem aus wieder zwei Türen abgingen und geradeaus befand sich eine weitere Drehtür. Mit den Sonnenbrillen konnten wir feststellen, dass sich in den beiden Räumen rechts und links mehrere Lebewesen aufhielten. Wir beschlossen, sie erst zu töten und dann weiterzugehen. In Erwartung eines weiteren Kampfes gegen Zombies öffneten wir die erste Tür und sahen in einen Raum, der von kleinen Robotern bevölkert war, die geschäftig umherfuhren und Arbeiten verrichteten. Einige sahen aus wie kleine Raupen, andere eher wie ferngesteuerte Autos. Sie fuhren an Decke und Wänden entlang. Außer den Robotern befand sich kein Lebewesen im Raum. Also waren sie es gewesen, die uns von unseren Spezial–Brillen angezeigt worden waren. Auch in dem anderen Raum befanden sich solche kleinen Roboter. Wir beschlossen, dass sie uns nicht gefährlich werden könnten und machten uns auf und gingen durch die Drehtür in einen weiteren Raum.

 

Als wir den Raum betraten, hatten wir plötzlich das Gefühl, an der Decke zu gehen. Der Raum war sichelförmig und ca. 10 Meter hoch. Gegenüber der Drehtür befand sich ein quadratischer Erker, in dem ein blauer Kubus mit einer Kantenlänge von etwa 1.5 m schwebte. Von irgendwoher kam eine Stimme, die wir dem Würfel zuordneten. Er stellte sich als „das Gebäude“ vor und warf uns Menschen vor, in Bereiche vorzudringen, die nicht für uns gedacht seien. Wir würden überall nur Chaos verbreiten und er würde uns vernichten, um das zu verhindern. Plötzlich war ein greller Lichtblitz zu sehen, der durch die MIB–Sonnenbrille, die ich trug, nur noch verstärkt wurde. Undeutlich konnte ich sehen, dass sich vor dem Computer ein Gitternetz aus hellblauen Strahlen aufbaute. Er wollte sich anscheinend vor unseren Angriffen schützen.

Dann ging alles ganz schnell. Jeder versuchte auf seine Weise, dem Rechner Schaden zuzufügen. Faith schleuderte wieder einige Sprengsätze, die allerdings keinerlei Wirkung zeigten. Sie war anscheinend ähnlich starrköpfig wie ich und wollte nicht einsehen, dass ihre Lieblingswaffe sich in diesem Haus meist als recht nutzlos erwies. Ich versuchte zuerst, das blaue Kraftfeld, das ich aus der Sicherheitszentrale mitgenommen hatte, aufzubauen, was aber nicht funktionierte, also schleuderte ich Wurfsterne in Richtung des Kubus, die jedoch vom Gitter abgehalten wurden. Plötzlich wurde es brennend heiß in dem Raum. Ich versuchte so schnell wie möglich, meine Metallschwerter und die leicht entzündlichen Haarspraydosen loszuwerden. Ich schnallte die Gürtel ab und warf sie zu Boden, bzw. fielen sie zur Decke oder was auch immer. Anscheinend war hier alles ein wenig durcheinander geraten. Faith machte sich aus dem Staub und verließ den Raum. Gregory schoß auf den Kubus, aber auch die Kugeln konnten das blaue Gitter nicht durchdringen. Plötzlich drehte sich Gregory´s Waffe zu ihm herum. Man sah ihm an, dass er versuchte, sich dagegen zu wehren, aber offensichtlich konnte er seine Waffe weder abwenden noch fallenlassen. Er schaffte es nur, sich ein wenig aus der Schußlinie zu drehen und bekam einen Streifschuß ab. Sir James zückte seinen verbliebenen Molotowcocktail und warf ihn dem Computer entgegen. Er explodierte jedoch schon im Gitter und kam auch nicht bis zum Kubus durch.

Sarah hatte sich inzwischen aufgrund der Explosionen und dem damit verbundenen Feuer in die hintersten Ecken verkrochen. Syd nahm die MIB–Waffe und richtete sie auf den Computer. Sie sagte „Doppel–Wummer“ und feuerte, hatte jedoch genauso wenig Erfolg wie Gregory. Kurz darauf wurde sie an die Decke bzw. den Boden geworfen und stürzte die 10 m nach unten, bzw. nach oben. Sie stand dort, als ob dort unten der richtige Erdboden wäre und sämtliche Sachen, die wir verloren, fielen aus ihrer Sicht zu ihr hinunter. Plötzlich ertönte eine Durchsage, dass auf dem Dach Alarm ausgelöst worden sei. Da wir hier aber genug zu tun hatten, achtete keiner sonderlich darauf.

Hinter uns an der Drehtür tauchte plötzlich ein etwa 1.50 m großer, schwarzer Mann in einem weißen Anzug auf. Sandy versuchte ihn anzugreifen, indem sie sich auf ihn schmiß, aber plötzlich setzte sich die Drehtür in Bewegung und sie wurde eingequetscht. Sarah hatte sich wieder aus der Ecke getraut und schoß mit ihrer Super–Soaker auf den Mann, der sich daraufhin fast totlachte. Immerhin ein Versuch. Ich versuchte den Mann abzulenken und stellte mich erst einmal höflich vor.......währenddessen versuchte ich, abzuwägen, ob es günstiger sei, es Faith gleichzutun und den Raum einfach wieder zu verlassen, oder ob wir weiterhin gegen den Rechner kämpfen sollten. Meine innere Stimme sagte mir jedoch, das es keiner von uns überleben würde, wenn wir den Raum einfach so wieder verließen. Also sah ich mich gezwungen, den Mann anzugreifen. Ich warnte ihn, dass das gleich sehr schmerzhaft werden könnte und warf ihm zwei meiner Wurfsterne in die Brust. Daraufhin löste er sich in Luft auf.

Gregory hatte unterdessen seinen Hammer, den er bei sich trug, gegen das Gitter geschmettert und einige der Splitter, in die er  zerbarst, trafen den Computer und rissen ein Loch in die rechte untere Ecke. Es dampfte und wir bekamen wieder Hoffnung, dass wir doch eine Chance gegen die Maschine hätten. Gregory begann jedoch, im Erdboden zu versinken. Ein Loch tat sich um ihn herum auf und begann, ihn zu verschlucken. Am geistesgegenwärtigsten reagierte Syd, die mit ihrer Super–Soaker auf den Kubus zielte. Das Wasser konnte an der beschädigten Stelle in den Computer eindringen und verursachte offensichtlich einen Kurzschluß. Überall an den Wänden erschien der Schriftzug: „CPU failure“ in großen, blinkenden Lettern. Plötzlich war der Boden wieder der Boden und die Decke die Decke. D.h. nur Syd stand auf dem tatsächlichen Fußboden und wir anderen befanden uns bereits im Freien Fall dorthin. Ich verstauchte mir beim Abfangen lediglich zwei Finger. Sarah wurde von Syd aufgefangen, Gregory stürzte aus dem Loch, Sandy brach sich beim Aufkommen zwei Rippen und Sir James sah auch recht mitgenommen aus. Er versuchte jedoch sofort, Sandy, die es am schlimmsten erwischt hatte, durch Handauflegen zu heilen, was ihn aber sehr anzustrengen schien. Als er auch noch Gregory etwas heilen wollte, verausgabte sich der Gute völlig und konnte gerade noch alleine gehen.

Da wir uns ja nun wieder auf dem Boden befanden, konnte ich mir meine Schwerter und meinen Heimwerkergürtel wieder anlegen. Die anderen nahmen ihre Waffen auch wieder an sich und wir machten uns auf, den Raum zu verlassen.

Beim Versuch, den Raum durch die Drehtür wieder zu verlassen, mußten wir jedoch feststellen, das diese sich keinen Millimeter bewegte. Wir versuchten uns dagegen zu stemmen, hatten allerdings keinen Erfolg. Dann erschien Faith auf der anderen Seite der Drehtür und machte uns deutlich, dass sie mal wieder daran dachte, einige ihrer Sprengsätze einzusetzen. Die gab aber auch wirklich nicht auf!

Wir anderen gingen also in den hintersten Ecken des Raumes in Deckung. Gregory und ich versteckten uns z.B. hinter dem Kubus. Sarah zeigte den anderen die besten Ecken zum Verstecken. Nach zwei großen Explosionen war die Tür aufgesprengt. Leider lagen überall Glasscherben herum und ich war immer noch barfuß. Ich bat Gregory, der gerade neben mir stand, mich doch bitte Huckepack zu nehmen, damit ich mir die Füße nicht aufschnitt. Das tat er auch und wir verließen alle schleunigst den Raum. Irgendwie war es hier immer noch unheimlich, obwohl der Computer ja jetzt „tot“ war.

 Auf dem Gang sahen wir, dass Faith bereits eine der Stahltüren geöffnet hatte. Die zweite stand einen Spalt breit offen, der für einige von uns gereicht hätte, ganz gewiß jedoch nicht für Sandy. Also stemmten wir ihn noch ein wenig weiter auf und liefen zu den Fahrstühlen. Die letzte Drehtür schoß Syd mit der MIB–Waffe und dem Befehl „Copkiller“ ohne Probleme auf.

 

Leider standen wir dann direkt vor dem nächsten Problem: ohne Strom und den Computer funktionierten auch die Aufzüge nicht. Und ein Treppenhaus gab es hier unten nicht. Wir mußten also wohl oder übel durch die Aufzugschächte bis in die Tiefgarage klettern. Gregory und ich stemmten gemeinsam die Aufzugtüren auf und wir konnten in den Schacht gehen. Die Aufzüge schienen alle in der 52. Etage zu stehen! Bis zur Aufzugtür, die in die Tiefgarage mündete, waren es schätzungsweise 15 Meter, die wir auf einer Wartungsleiter links neben den Türen zurücklegen mußten. Diese Leiter begann allerdings erst etwa 3 Meter über dem Erdboden. Wir nahmen also Sarah, die leichteste von uns, und hoben sie auf unsere Schultern, damit sie die Leiter prüfen konnte und die Tür zur Tiefgarage aufstemmen konnte. Sie kletterte ohne Probleme bis zur Tür. Die Leiter war zwar nur 30 cm breit und nicht besonders fest gebaut, sie würde uns aber hoffentlich alle tragen. Sarah nahm ihr Schwert, steckte es zwischen die beiden Aufzugtüren und stemmte sich dagegen. Plötzlich verlor sie den Halt und eine Sekunde lang dachten wir, sie würde hinabstürzen, aber sie konnte sich gerade noch am Sims vor der Fahrstuhltür und an der Leiter festhalten. Ihre Hand wurde jedoch von den Türen eingequetscht und schien gebrochen oder zumindest verstaucht zu sein.

Syd kletterte sofort hinauf, um die Tür aufzustemmen und Sarah zu retten., was ihr auch beides gelang. Als nächste kletterte Faith nach oben, danach Sir James, dem es sichtlich schwer fiel, da er immer noch leicht neben sich stand. Ich selbst hatte keine Probleme und war schnell oben. Jetzt waren nur noch Sandy und Gregory unten. Irgendwie schafften die beiden es, Sandy auf die Leiter zu bugsieren. Sandy ächzte etwas, aber für ihr immenses Körpergewicht hielt sie sich erstaunlich gut und kletterte auch recht schnell die Leiter empor. Sie hatte etwa drei Viertel des Weges zur Tür geschafft, als die Leiter plötzlich ächzte und im nächsten Moment aus der Wand brach. Hilflos mußten wir zusehen, wie Sandy abstürzte und auf Gregory fiel, der unglücklicherweise keine Zeit mehr gehabt hatte, aus dem Weg zu gehen. Es krachte fürchterlich und Gregory schrie vor Schmerz auf.

Inzwischen hatte Faith einen Wagen gefunden, an dessen Anhängerkupplung wir Seile binden konnten und Syd als Ersthelfer nach unten abseilen konnten. Bei Sandy konnte sie nur noch den Tod feststellen, aber Gregory hatte Glück im Unglück gehabt und nur gebrochene Beine. Als Syd anfing, diese zu schienen, schrie Gregory erneut vor Schmerz und wurde ohnmächtig. Syd legte ihm den von mir geknüpften Hüft– und Oberkörpergurt an und gab Faith das Kommando, dass sie langsam anfahren könne, um Gregory aus dem Aufzugschacht zu ziehen. Irgendwie hatte Faith das jedoch falsch verstanden oder sie konnte doch nicht so gut Auto fahren, wie sie immer erzählte, jedenfalls gab sie Vollgas und der arme Gregory wurde im Schacht an der Wand entlang geschrabbt und zog sich sicherlich erneut Knochenbrüche und schlimmste Schürfwunden zu. Als er oben aus dem Schacht „geflogen“ kam, war er immer noch bewußtlos und seine Atmung sowie sein Puls waren extrem flach. Wir versuchten, ihn mit dem Erste Hilfe–Koffer der MIBs zu verarzten und mit den Flüssigkeiten, die die anderen ebenfalls von den MIBs bekommen hatten, gelang uns das auch tatsächlich. Syd ließ sich nicht darauf ein, von Faith aus dem Schacht gezogen zu werden und kletterte aus eigener Kraft an einem zweiten Seil hinauf. Da sie mit einem anderen Seil gesichert war, konnte ihr, selbst wenn sie abstürzte, nichts passieren. Weil wir per Handy mal wieder keinen Kontakt nach Außerhalb bekamen, beschlossen wir, Gregory persönlich ins Krankenhaus zu fahren. Wir legten ihn auf die Ladefläche des Wagens, den Faith kurzgeschlossen hatte und fuhren in Richtung Ausfahrt. Dort angekommen, hörten wir wieder die Stimmen, dass unsere Aufgabe hier noch nicht erledigt sei. Also beschlossen wir, Gregory hier liegen zu lassen und beratschlagten, was wir als nächstes tun sollten. Vorhin war doch diese Durchsage von wegen Alarm auf dem Dach gewesen, oder? Wir beschlossen, dort schnell einmal nachzusehen.

 

Das mit dem „schnell“ war dann doch nicht so einfach wie gedacht, denn wir mußten ja sämtliche Etagen zu Fuß hinauf gehen. Die Treppen bis zur Shopping–Mall waren machbar und dort mußten wir uns zuerst einmal neue Waffen besorgen. Sarah und Syd besorgten sich in „Russell´s Tante Emma Laden“ neue Pumpguns, für die sie, weil sie kein Bargeld mehr hatten, mit dem Diamantencollier der Vampirin Elisa, das sie ihr anscheinend abgenommen hatten, bezahlten. Sir James befüllte seine Super–Soaker mit frischem Whisky. Ich selbst hatte noch genügend Waffen. Als alle fertig waren, machten wir uns an den Aufstieg zum Dach.

Das ging auch relativ problemlos. Es war zwar anstrengend, aber wenigstens begegneten wir keinen Zombies. Bis zur 17. Etage. Dort sahen wir schon, dass die Tür zum Treppenhaus herausgebrochen war und auf der Tür ein umgeschmissener Cola–Automat lag. Das wäre ja nicht weiter schlimm gewesen, aber auf und hinter dem Automaten waren zwei Zombies: ein kleiner Junge mit Segelohren und sommersprossigem Gesicht, der aussah wie Alfred E. Neumann auf den MAD–Heften und ein zwei Meter großer Schwarzer.

Syd zielte mit der MIB–Pistole und dem Befehl „Doppel– Wummer“ auf das Kind, richtete damit aber keinen Schaden bei ihm an. Sir James beschoß das Blag mit Whisky und Sarah feuerte mit der Pumpgun. Das Kind warf daraufhin mit Cola–Dosen nach uns, die aber keinen ernstlich verletzten. Es lachte dabei die ganze Zeit wie irre. Echt unheimlich. Doch bevor wir noch irgendwas unternehmen konnten, setzte der Schwarze den Cola–Automaten mit einem Tritt in Bewegung. Der Automat rutschte die Treppen runter und wir hatten alle Hände voll zu tun, um aus der Bahn zu springen. Ich sprang übers Geländer und hielt mich an selbigem fest, Faith und Sarah sprangen mit einem eleganten Sprung über den Automaten hinweg, Sir James versuchte dies anscheinend auch, hatte aber längst nicht so viel Erfolg, wie die anderen beiden. Er wurde vom Automat mit weggerissen und am Treppenabsatz zwischen Cola–Automat und Wand eingeklemmt. Er wurde vor Schmerz fast ohnmächtig und versuchte, mit ein wenig Whisky aus seiner Super–Soaker dagegen anzukämpfen. Mit dem Oberkörper lag er jetzt auf dem Automaten und seine Beine waren eingeklemmt.

Währenddessen versuchten Sarah, Syd und Faith die beiden Zombies zu erledigen. Sarah setzte einen gezielten Schuß und schoß damit dem Kind den Kopf weg. Die beiden häßlichen Segelohren schwebten noch einen Moment in der Luft, dann fiel alles zu Boden. Der andere Zombie wurde nun um so wütender. Er fing an, Faith zu würgen. Die schoß ihm daraufhin in die Brust, was ihn aber nicht allzu sehr störte. Syd schoß mit dem Befehl „Doppel–Wummer“ auf den Schwarzen, zielte aber vollkommen daneben. Der Zombie wurde noch verärgerter und warf Faith mit voller Kraft auf Syd. Mitten in der Luft wechselte Faith jedoch plötzlich die Richtung und flog wie ein Bumerang zu dem Zombie zurück. Sie stand nun wieder direkt vor ihm und bevor der Zombie irgend etwas unternehmen konnte, schoß sie ihm in die Kehle und tötete ihn damit, falls man das bei Zombies überhaupt so nennen kann.

Wir kümmerten uns um Sir James. Ihn aus der mißlichen Lage zu befreien war noch relativ einfach, aber er war fast bewußtlos, was vielleicht auch an den inzwischen recht großen Mengen Whisky gelegen haben mag, die er gegen die Schmerzen getrunken hatte. Sarah und Syd versuchten also, ihn mit dem Medi–Pack zu heilen, was aber nicht gelang. Also injizierten sie ihm etwas von der blauen Flüssigkeit, von der sie annahmen, es sei ein Aufputschmittel und Sir James sank in einen tiefen Schlaf. Wir trugen ihn also in ein Büro, versteckten ihn hinter einem Schreibtisch auf dem Boden und schlossen das Büro hinter uns ab, um ihn vor möglichen Zombie–Angriffen zu schützen. Wir mußten doch schließlich auf´s Dach und nachsehen, was da wohl vor sich ging.

Die Hälfte der noch fehlenden Stockwerke schafften wir ohne Probleme. Dann mußten wir jedoch eine Pause einlegen, da Faith nicht mehr konnte. Aber anstatt Luft zu schöpfen, steckte sie sich eine Zigarette an. Wir holten uns an einem Getränkeautomaten Wasser oder Cola, da wir inzwischen alle Durst bekommen hatten.

 

Danach ging es weiter und irgendwann kamen wir schließlich auf dem Dach an. Die Sonne war gerade im Osten über den Santa Barbara Mountains aufgegangen und tauchte die ganze Stadt in ein orangefarbenes Licht. Die Aussicht von hier oben war einfach grandios. Wie erwartet waren wir dort oben nicht alleine, aber ich glaube, was wir dort auf dem Dach sahen, hätte keiner von uns erwartet: in etwa 15–20 Metern Entfernung von uns stand Mike, der, wie es aussah, gerade eine chinesische Atombombe scharf gemacht hatte. Auf der mit chinesischen Schriftzeichen versehenen Bombe blinkte zumindest etwas hektisch ein „Armed“ auf und Mike hatte einen Fern–Zünder in der Hand. Das sah nicht gut aus.

Er begrüßte uns und erzählte uns davon, dass er schon seit mehreren Jahren ein „Jäger“ sei und schon viele seiner Kollegen habe sterben sehen. Nun war er zu der Überzeugung gelangt, dass man gegen die Monster nur ankämpfen könne, wenn man ganz L.A. in die Luft jage, denn diese Stadt sei durch und durch schlecht und Syd habe ihn im Grunde genommen auf diese Idee gebracht, als sie zu ihm sagte, das einfachste sei, das ganze Haus in die Luft zu jagen.

Auf unseren Einwand, dass zwischen einem Hochhaus und gleich der ganzen Stadt noch ein kleiner aber nicht unwesentlicher Unterschied bestünde, erwiderte er nur, dass ganz L.A. verseucht sei. Wir sollten nur mal selbst gucken. Unten auf den Straßen waren schon relativ viele Leute unterwegs und zwischen den Menschen befanden sich jede Menge Zombies und Monster, die von den Menschen jedoch nicht bemerkt wurden.

Wir versuchten dennoch, Mike davon zu überzeugen, dass lebende Jäger nützlicher sind als tote, weil lebende Jäger mehr Monster vernichten können. Wir schlugen ihm verschiedene Pläne vor, die er aber alle ablehnte. Es schien, als sei seine Entscheidung bereits gefallen. Da fing Faith an, Mike zuzustimmen. Gleichzeitig versuchte sie aber, Mike dazu zu bringen, sie an die Bombe heran zu lassen, weil diese laut Faith nicht richtig scharf gemacht worden war und bei einer Zündung nur der Zünder zerstört würde, die Bombe an sich so aber gar nicht explodieren könne. Sie verwickelte Mike in eine Diskussion und konnte ihn auch dazu bringen, sie näher an die Atombombe heran zu lassen. Mike war jedoch immer noch mißtrauisch und stellte Faith eine Frage nach der anderen. Dabei hatte er die ganze Zeit seinen Finger auf dem Zündknopf.

Syd und Sarah standen nur wie versteinert neben mir. Ich versuchte abzuschätzen, ob es mir gelingen würde, mit zwei Wurfsternen Mike so schnell zu töten, dass er keine Möglichkeit mehr hatte, auf den Auslöser zu drücken. Es würde schwierig werden, aber meiner Meinung nach war das unsere einzige Chance. Auch wenn Faith Sprengstoffexpertin war, so hatte sie doch bestimmt von Atombomben nicht so viel Ahnung, dass sie Mike dazu überreden könnte, die Bombe nicht zu zünden. So überzeugt, wie der eigentlich schon war. Leider hatte ich keine Möglichkeit, mit Syd oder Sarah etwas abzusprechen, denn das schien mir zu gefährlich. Ich mußte alleine handeln und zwar schnell. Mike guckte gerade schon wieder sehr mißtrauisch. Ich zog blitzschnell zwei große Wurfsterne aus meiner Tasche und warf sie Mike in den Hals. In dieser Situation verzichtete ich sogar auf die höfliche Vorwarnung. Ich traf ihn voll, aber als die Metallschneiden in seinen Hals eindrangen hatte er gerade noch Zeit, auf den Knopf des Fern–Zünders zu drücken und plötzlich wurde es gleißend hell vor uns...